Das Problem am grünen Denken sei nicht die Ökologie, sondern der apokalyptische Duktus. Die Zukunft werde als eine einzige Katastrophe ausgemalt, der der Mensch nur durch totale Umkehr entgehen könne - die Welt als Strafgericht. James Lovelock, der Erfinder der "Gaia-Hypothese", bringe in seinem neuen Buch "Gaias Rache" diese Haltung auf den Punkt: Der Mensch habe sich als große Krankheit erwiesen, als Schimmel am Antlitz des Planeten.
Auch die Wirtschaft sei vor solchen Tönen nicht gefeit. Die Betreiber von Atomkraftwerken werben seit Neuestem mit Global-Warming-Apokalypsen. Rolf Tolle, Chef der Versicherung Lloyds, stößt kräftig ins Untergeher-Horn:"Wenn wir nicht begreifen, wie sich die Erde ändert, dann droht uns das Ende!" Ein herausragendes Beispiel sei nach Auffassung der Weltkolumnisten Michael Miersch und Dirk Maxeiner auch Lord John Browne, Chef von BP: "Medien und Umweltaktivisten liegen ihm zu Füßen. `Wir sind der grüne Ölmulti´, sagt Browne und hält schon mal Öko-Vorlesungen in einer Reihe mit Prinz Charles und der Gentechnik-Gegnerin Vandana Shiva".
In einer Werbekampagne ließ Browne mitteilen: BP habe sich als erstes Unternehmen dazu bekannt, dass Kohlendioxid das Klima beeinflussen könne. "Bei allem Respekt: Wir wussten, dass man sich zum Christentum bekennen kann oder zum Islam. Aber warum sollte man sich dazu bekennen, dass Kohlendioxid das Weltklima beeinflussen kann", fragen Maxeiner und Miersch. BP jedenfalls heiße nicht mehr "British Petroleum" sondern "Beyond Petroleum".
"Ein vorbildlicher Schritt vom Irdischen zum Überirdischen. Jetzt die schlechte Nachricht: Bei der Wartung von Pipelines kommt es nicht auf Transzendenz an, sondern auf Sorgfalt. Während Lord Browne mit den Guten dieser Welt in höheren Sphären schwebt, rosten am Boden seine Pipelines, weil er trotz Rekordgewinnen nicht genug Geld in die Wartung investierte. In Alaska verursachte eine defekte BP-Leitung die zweitgrößte Ölverschmutzung seit der Havarie des Öltankers Exxon Valdez. Sagen wir es mal so: Wenn BP jenseits von Öl operiert, dann operiert diese Kolumne jenseits von Buchstaben", schreiben Maxeiner und Miersch. Man stelle sich vor, die Texaner von Exxon wären die Verantwortlichen.
Die hätten längst einen Boykott-Aufruf am Hals, da sie keine Ökokreide fressen und auch nicht mit Vandana Shiva missionieren.
"In der Vorstellung, die Gesellschaft könne bestimmter Risiken nicht Herr werden, sie nicht absichern, bricht sich ein tief sitzender Defätismus Bahn", schrieb der Publizist Frank Furedi in der Skeptiker-Zeitschrift NOVO http://www.novo-magazin.de. "Furedi bringt dort in seinem Essay `Der Terror der Untergangspropheten´ vieles auf den Punkt, was gefährlich an der grünen Ideologie ist. Sie kann leicht zur Hysterie mutieren, in der sich Fortschritts-, Demokratie- und Menschenfeindlichkeit zu einem schlimmen Gebräu verbinden", warnt Horx. Nach Ansicht von Tobias Janßen von der Beratungs- und Beteiligungsgesellschaft Goldfish Holdings http://www.goldfish-holdings.com schade der in Deutschland vorherrschende Hang zum Alarmismus dem Ökologie-Gedanken.
"Da können wir einiges von den Chinesen lernen. Umweltprobleme gibt es dort reichlich. Das wird aber sehr pragmatisch gelöst. Etwa in der Stadt Lianyungang, die eine riesige und hochmoderne Bio-Treat-Kläranlage gebaut haben, die sehr wenig Energie verbraucht und deutlich weniger Klärschlamm produziert als die gängigen Verfahren. Von den intensiven Bemühungen der chinesischen Regierung, besonders die Wasserqualität in den Ballungsräumen zu verbessern, können wir beim Export von hochinnovativen Umwelttechnologien erheblich profitieren", sagt Janßen.